sechsteilige badeszene froschkönig, acryl auf leinen, collage, 350 x 400 cm, 2009

underwater

underwater aus der serie froschkönig, acryl auf leinen, 200 x 250 cm, 2009

...froschkönig...

Wie die thematische Verbindung von alten Frauen und jungen Prinzessinnen im Bilderzyklus „froschkönig?“ aus tiefenpsychologischer Perspektive zur gesellschaftspolitischen Provokation wird.


Auf den ersten Blick ist die Bilderserie „froschkönig“ einfach eine Variationen zum Thema „Schwimmhalle“. Auf den zweiten allerdings ist sie für den, der die Botschaft versteht vor allem eine Provokation zum Thema Sex im Alter.


Denn die Szenerie des „froschkönig...“ ist in der tiefenpsychologischen Analyse ein Bild für die (erwachende) Sexualität eines jungen Mädchens, der Brunnen die weibliche Libido schlechthin. Eugen Drewermann etwa, der bekannte Psychotherapeut und Theologe interpretiert in weiterer Folge den Akt des An-die- Wand-Werfens des Frosches gar als Schlüsselszene im Erwachsenwerden eines jungen Mädchens, das sich voller Wut und Ekel, gegen die vom Vater König moralisch aufgezwungene Verbindung zu dem „Frosch“ , wehrt und mit dem ebenfalls geläuterten Prinzen belohnt wird.

froschkönig, acryl auf leinen, collage, 80 x 120 cm, 2008

Die Hauptakteurinnen in Karin Maria Pfeifers Bilderserie sind allerdings Frauen jenseits des Heranwachsens, weit über dem Idealalter und dem Idealgewicht.. Sie sind nicht Hochglanzmagazinen entsprungene Prinzessinnen, sondern haben bereits ihre Kanten und Ecken. Und wenn der Brunnen (Wasser) ein Symbol für Sexualität ist und die goldenen Kugel eines für das Spielen mit ihr, dann gehen die Protagonistinnen der Bilder trotz ihres Alters – oder vielleicht gerade deswegen (?) - offensichtlich sehr entspannt damit um.


Es wird hier ein Tabuthemen in der Gesellschaft auf gegriffen -ebenso wie auch im Bilderzyklus „lose myself“ das unausrottbar romantizierende Klischee des von Alltagszwängen unabhängig schaffenden Kreativen ganz subtil in Frage gestellt wird. „Froschkönig“ steht als Symbol für die kindliche Vorstellung nach unkomplizierter, ewig romantischer Liebe, die etwa auch nach dem Kinderpsychologen Bruno Bettelheim („Kinder brauchen Märchen“) eben im Reifeprozess überwunden werden muss. Auch da klaffen die tiefenpsychologische Erkenntnis und die reifen Protagonistinnen der Bilderserie auseinander: Denn diesen Reifeprozess haben die Frauen in den Bildern längstens hinter sich.


Und die aufregendste Aussage aus dieser tiefenpsychologischen Interpretation bezieht sich auf die Abhängigkeit der Männer von ihren Frauen. Denn die Realität des Froschkönigs ist die: Er ist offensichtlich angewiesen auf die Königstochter und ihren Loslösungsprozess vom übermächtigen Vater, sonst würde er auf ewig im sumpfigen Brunnen ausharren müssen. Eine durchaus ungemütlich Vorstellung. Sein einziges Asset (Paartherapeut Hans Jellouschek): das Versprechen, die Königstochter von ihrer Traurigkeit zu erlösen. Das aber brauchen die in den Bildern dargestellten Personen – im Gegensatz zu der Prinzessin in Märchen - nicht wirklich. Das gibt den Frauen ziemlich viel Macht über die Männer, gerade im Alter, und der Bilderserie aus weiblicher Sicht eine ungeheuer positive Message: Frauen können wirklich mit der goldenen Kugel (Sexualität) spielen, ganz ohne Abhängigkeit vom Froschkönig – gerade im Alter. Die Provokation verstehen die, die ihre Freud´schen Lektionen gelernt haben..

_the frog prince. The series paintings “The Frog Prince” could easily be mistaken for variations on the motif of indoor swimming pools. In fact, the paintings deal with the provocative topic of having sex at an advanced age. As the psychotherapist Eugen Drewermann points out, the image of the frog prince is a symbol of a young girl`s awakening sexuality. The well stands for female libido. Furthermore, Drewermann notes that the princess, by smashing the frog against the wall, turns against the moral authority of her father, the king, who has forced the frog upon her. Her reward is the beautiful young prince. According to the renowned child psychologist Bruno Bettelheim, the frog prince is a symbol for puerile longing for eternal, romantic love. This longing is overcome through growing up. A process clearly completed by Karin Maria Pfeifer`s mature, matronly heroines. Therefore, if, according to Drewermann, the well or more precisely the water is a symbol for sexuality and the golden ball stands for playfulness, those ladies - despite or rather because of their age - appear to have a fairly relaxed attitude towards their needs. In fact, as the therapist Hans Jellouschek points out, the frog prince depends on the sad princess to save him from the well. He promises to make her happy in return. A promise which Karin Maria Pfeifer`s elderly ladies can forego. Evidently, they already know how to have fun with the golden ball. They do not depend on the frog prince any more and are therefore in an extremely powerful position.