_deconstructing complacency

Rauminstallation, 2015

Mit der Installation „Deconstructing Complacency“, bestehend aus einem sauber aus seiner Umgebung getrenntem Stück Stuckaturdecke, die ätherisch im Raum schwebt, samt prächtigem historizierenden Kristallluster, greift Karin Maria Pfeifer ein durchaus zwiespältiges Stilelement der Architektur.auf., in Anspielung auf die Geschichte der städtebaulichen Umgebung der „Kunstzelle“, der Fabrik als frühindustriellen Repräsentationsgebäudes.

 

Einerseits gelten künstliche Applikationen aus Gips, Kunststoff oder Metall gemeinhin als Vorspiegelung falscher Tatsachen, als potemkimsches Dorf eines klassischen Bildungsbürgertums, das bestenfalls bröckelnde Fassade verdeckt, im schlimmsten Fall Abgründe der Bigotterie.

Andererseits stellt Pfeifer durch die künstlerische Verfremdung der Anordnung die Frage, ob Stuck nicht doch Verzierung ist, die das Gewöhnliche aufwertet? Ist das nicht Kitsch in seiner besten Form ? Ein demonstratives Gegenstatement zu einer oft bis zur Erstarrung überstrapazierten künstlichen Coolheit der Gesellschaft. Ein Sieg der Rundungen gegen den kalten rechten Winkel, der Komplexität über alle selbstzufrieden-simplen und geradlinigen Weltanschauungen, die keinen Spielraum nach rechts oder links vertragen, ein Sieg der Emotion über die geradlinige Ratio.

Schlussendlich ist die Installation Erinnerung wider das Vergessen. Die Künstlerin fügt klassische Musik als Soundinstallation dem konstruktiven Zitat aus der Architektur bei : als Reminiszenz an die Lieblingsmusik ihre Vaters, der sowohl Stuckateur als auch Klassikliebhaber war. In beiden Elementen der Installation manifestiert sich ein emotionale Ankerplatz, an dem Assoziationen an vergangene Zeiten festgemacht werden können.